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Spreizfuss und Metatarsalgie

Normalfuss links im Vergleich zum Spreizfuss rechts

Unsere Füsse müssen während unseres Lebens erhebliche Belastungen aushalten:  Das gesamte Gewicht des Körpers und Kraftspitzen vom bis zu 7x des Körpergewichts (z.B. nach der Landung nach einem Sprung). Der menschliche Fuss ist überhaupt nur in der Lage diese Belastungen zu meistern, indem er durch die Natur in einzigartiger Weise konstruiert worden ist, die an einen römischen Bogen erinnert. Ein Normalfuss weist ein Längsgewölbe und ein Quergewölbe auf, in welchen 26 Knochen miteinander durch Bänder und Sehnen verstrebt und stabilisiert werden. Abweichungen von der Idealform (Plattfuss, Hohlfuss) schränken die Belastbarkeit ein. Da Sehnen und Bänder im Laufe des Lebens weniger elastisch und mit den Jahren spröde werden können, verändert sich unsere Fussform und unsere Füsse werden mit den Jahren breiter. Zu erkennen ist dies daran, dass die meisten Menschen in der mittleren Lebenshälfte bemerken, dass sie eine Schuhnummer grösser benötigen, als noch in der Jugend. Sportliche oder berufliche Überbelastungen, Gewichtszunahmen, Schwangerschaften etc. verstärken diese Tendenz.

Gerade der Vorfuss ist von derartigen Veränderungen sehr häufig betroffen und durch einen schleichenden Verlust der Quergewölbes stellt sich ein Spreizfuss ein. Wenn sich dann noch Probleme mit dem Grosszehengrundgelenk dazugesellen (z.B. Hallux valgus oder Hallux rigidus, siehe separate Patienteninformationsblätter) verlagert sich die Belastung beim Abrollvorgang zunehmend auf die Kleinzehenballen und es kommt zu einer Drucküberlastung des Weichteilgewebes und der Knochen und Gelenke. Zusätzliche Formveränderungen der Kleinzehen (z.B. Hammerzehen) verstärken die Drucküberlastung, da die kleinen Zehen dann wie ein Stempel von oben die Mittelfussköpfchen noch weiter nach unten in Richtung Fusssohle drücken.

Die Folgen sind eine druck- und überlastungsbedingte Entzündung des wichtigen Fettpolstergewebes unter den Mittelfussgelenken. Das Fettgewebe hier ist braunes Polsterfett und stellt im Gegensatz zum gelben Körperfett keinen Energiespeicher, sondern ein Dämpfungsgewebe analog der Dämpfungssohle bei einem Turnschuh dar. Gerade bei Hammer- und Krallenzehen verlagert sich das Fettpolster zehenwärts weg von den Mittelfussköpfchen und kann diese nicht mehr ausreichend schützen.

Absenkung der Quergewölbes beim Spreizfuss (oben) mit Drucküberlastung und Entzündung des Fettpolstergewebes unter den Zehenballen. Normalfuss (unten) mit intaktem Quergewölbe

Sehr häufig verdickt sich auch die Fusssohlenhaut unter den Mittelfussköpfchen, es bilden sich Hornschwielen oder schmerzhafte Hühneraugen.

Die Gelenkkapseln an den Grundgelenke der Kleinzehen sind häufig überdehnt und die Gelenke durch die sehr oft zusätzlich bestehenden Kleinzehenfehlstellungen (Hammer-, Krallenzehen) entzündet, was zusätzliche Schmerzen verursacht. Die knöchernen Mittelfussköpfchen selbst können druckbedingt schmerzhafte Knochenödeme entwickeln. Zusätzlich kommt es oft unter oder zwischen den Mittelfussköpfchen zusätzlich zu Schleimbeutelentzündungen (selten einmal auch ursächlich durch eine Rheumaerkrankung verursacht).

Zusätzlich kommen die an der Fusssohle zwischen den Mittelfussköpfchen laufenden und zu den Kleinzehen ziehenden Hautnerven unter Druck, entzünden und verdicken sich. Diese Veränderung wird Morton Neuralgie genannt (siehe separates Patienteninformationsblatt).

Abbildung eines zwischen der 3. und 4. Zehe verdickten Nervenknotens (Morton Neurom) bei Spreizfuss

 

Eher selten sind die Beschwerden durch Stressfrakturen der Mittelfussknochen oder schmerzhafte sogenannte aseptische Knochennekrosen der Mittelfussköpfchen verursacht, was mittels Bildgebung (Röntgen, Ultraschall oder MRT) mit untersucht wird.

In den meisten Fällen sind die Symptome bei Spreizfuss und Metatarsalgie ein Mischbeschwerdebild aus einem schmerzhaftem plantaren Überlastungsgewebe, schmerzhaften Hornschwielen, Gelenkentzündungen an den Kleinzehengrundgelenken und knöchernen Schmerzen der Mittelfussköpfchen, sowie einem begleitenden, mehr oder weniger stark ausgeprägtem Morton Neuralgie Schmerz.

Konservative Therapie

Der Grundpfeiler jeder Therapie ist immer eine konservative Behandlung, wobei Einlagen mit einer retrokapitalen Pelotte den wesentlichen Teil der Therapie darstellen. Im Idealfall werden die Patienten mit Einlagen für den Hausschuh, Freizeitschuhe und Arbeitsschuhe ausgestattet, die über einen Zeitraum von mehreren Monaten konsequent getragen werden sollten, so dass die entzündeten Gewebestrukturen der betroffenen Füsse eine Chance haben, sich wieder zu beruhigen. Die Einlagen werden so gestaltet, dass die Pelotte die Mittelfussknochen von unten unterstützt und anhebt, so dass der Überdruck von den Mittelfussköpfchen genommen wird und sich die Belastungen, die beim Gehen und Stehen auftreten, besser über den gesamten Fuss verteilen. Wie bei allen Einlagen ist es nicht immer ganz einfach die optimale Einstellung zu finden, so dass Einlagen nicht selten nachgebessert werden müssen. Hierfür müssen Sie sich getrauen, Ihrem Orthopädietechniker im Verlauf der Eingewöhnung ein Feedback zu geben, wenn die Einlagen drücken oder andererseits zu wenig abstützen. Zusammen mit Einlagen ist es ebenfalls wichtig geeignete Schuhe zu tragen.

Alternativ können auch Gesundheitsschuhmodelle mit einer Luftpolstersohle ausprobiert werden (z.B. Kybun, Joya, Anova), wobei diese Modelle bedauerlicherweise nicht bei jedem Fuss gleich gut funktionieren.

Bei Übergewicht sollten Sie auch versuchen abzunehmen. Ihre Füsse werden es ihnen danken!

Bei verkürzter Wadenmuskulatur müssen Sie diese konsequent und regelmässig dehnen!

Die Dehnübungen sind sehr einfach zu erlernen.

Physiotherapeutische Behandlungsmassnahmen sind oftmals nur beschränkt hilfreich. Zumindest kann die Stosswellentherapie (siehe eigenes Patienteninformationsblatt) in vielen Fällen hilfreich sein, indem hierdurch die Schmerzüberempfindlichkeit reduziert wird und durch eine Stärkung (Gewebeproliferation) des schützenden Fettpolstergewebes und der Kapselstrukturen eine gewisse Beschwerdelinderung bewirkt wird.

Infiltrationen mit Cortison sind Einzelfällen vorbehalten.

Insgesamt muss immer viel Geduld mitgebracht werden!

 

Operative Therapie:

Sollte es trotz konsequenter Einlagenversorgung und sonstigen oben dargestellten nicht operativen Behandlungsmassnahmen zu keiner ausreichenden Beschwerdebesserung kommen, sind operative Massnahmen indiziert.

Das Grundprinzip einer erfolgreichen Operation ist es immer, soweit möglich, die Ursache der Fehl- und Überbelastung der Mittelfussköpfchen mit zu behandeln. Das bedeutet, dass ein zugrundeliegender Plattfuss, ein Spreizfuss oder ein Hallux valgus/Hallux rigidus im Rahmen der Operation mitversorgt werden sollte und es keine gute Versorgung darstellt, wenn versucht wird nur an den Zehen zu korrigieren und die Fehlstellung zu belassen.

Häufig ist es im Gegenteil sogar so, dass sich die Fuss Statik durch eine leitliniengerechte Korrektur z.B. einer Hallux valgus Fehlstellung bereits schon ausreichend verbessern lässt, so dass an den Kleinzehen oder Mittelfussköpfchen gar nicht mehr mitoperiert werden muss. Häufig kommt es nämlich bereits schon durch die Wiederherstellung einer normalen Funktion und Belastbarkeit des Grosszehenstrahls zu einer Abheilung der Metatarsalgiebeschwerden im Verlauf.

Für die operative Therapie bieten sich verschiedene Operationstechniken an (konventionell offen oder minimalinvasiv), welche Ihnen vom Operateur nach exakter Befunderhebung und Röntgendiagnostik individualisiert angeboten werden.

Ähnlich wie beim Hallux valgus müssen hierbei häufig Knochen durchtrennt, versetzt und in optimierter Position wieder fixiert werden (z.B. Weil/Maceira Osteotomie, DMMO). Zusätzlich müssen nicht selten Sehnen verlängert oder verlagert werden, um die Zehen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Zudem bietet sich häufig eine Reparatur der fusssohlenseitigen Gelenkkapsel der Kleinzehengrundgelenke an (plantar plate repair).

Zu betonen ist, dass bei all diesen Eingriffen, im Gegensatz zum Hallux valgus, keine vollständig normale Anatomie und Funktion der Kleinzehen zu erwarten ist und nie garantiert werden kann, dass später keine Einlagen mehr nötig sind.

Dennoch stellen diese modernen Operationsverfahren eine gute Versorgungsmöglichkeit bei konservativ nicht beherrschbaren Spreizfuss- und Metatarsalgiebeschwerden dar.

Die Nachbehandlung erfolgt in den meisten Fällen in einer Spezialsandale mit steifer Sohle (Verbandsschuh), mit welcher der Patient relativ rasch nach der Operation wieder voll belasten darf. Zur Unterstützung werden Unterarmgehstützen abgegeben. Nach 4-6 Wochen kann allmählich von der post OP Sandale in einen bequemen Alltagsschuh gewechselt werden. Bei den aufwändigeren Operationen bedarf es teilweise einer vorrübergehenden Teilbelastung für 6 Wochen und anstelle der Spezialsandale wird eine knöchelübergreifende Unterschenkel Fuss Orthese (Vacopedes, Walker) zur sicheren Entlastung der Operation getragen.

Zu beachten ist, dass es, wie bei jeder Fussoperation zu einer Schwellneigung kommt, welche nur langsam und über mehrere Monate abklingt (1 Monat pro Lebensjahrzent!). Dies führt dazu, dass man gelegentlich nicht gleich in seine normalen Alltagsschuhe passt und für die ersten Monate nach der Operation ein Paar übergrosse Ersatzschuhe angeschafft werden muss.

Je nach Beruf und Aktivitätsgrad muss mit ca. 3 Monaten gerechnet werden, bis die meisten Berufs- und Alltagsaktivitäten wieder vollumfänglich aufgenommen werden können. Bis zur Vollständigen Abschwellung und Normalisierung (Endergebnis) dauert es zumeist ca. 1 Jahr. Gelegentlich muss in den ersten Monaten nach der Operation auch viel Zeit darauf verwendet werden durch Dehnübungen an der operierten Zehe, die normale Beweglichkeit wiederherzustellen, da die operierten Gelenke meist zu einer gewissen Einsteifung neigen.

Wenden Sie sich an uns, wenn Sie Fragen rund um das Thema Spreizfuss und Metatarsalgie haben.

Wir bieten Ihnen das gesamte Spektrum der Stadien gerechten konservativen und operativen Versorgung an. Bei unseren operativen Versorgungen achten wir in besonderem Maß auf die Biomechanik des ganzen Fußes und verwenden modernste Operationstechniken und Implantate.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die gesamte Nachbehandlung ebenfalls aus einem Guss bei uns in der Praxis erfolgen kann, was für gute postoperative Ergebnisse und Ihre Zufriedenheit als Patient sehr wichtig ist.

 

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