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Leistenschmerzen

Einleitung

Leistenbeschwerden gehören bei Sportlern zu den häufigsten und zugleich hartnäckigsten Sportverletzungen überhaupt. Zweikampfsportarten mit hohem Lauf- und Sprintniveau (Fussball, Handball, Eishockey) sind überproportional betroffen.

Der Begriff Leistenbeschwerden beinhaltet eine Vielzahl von Unter-Diagnosen, welche zu Schmerzen in der Leistenregion führen können. Diese Mannigfaltigkeit an zugrundeliegenden Ursachen erschwert Diagnose und Therapie.

Ursachen

Die Ursachen, warum es in der Leistenregion schmerzen kann, sind vielfältig. In der Sportmedizin durchgesetzt hat sich eine Einteilung in vier ursächliche Hauptgruppen und seltenere Ursachen.

Die beiden häufigsten Ursachen liegen in muskulären Beschwerden der Adduktoren und einer sogenannten weichen Leiste (Vorstufe eines echten Leistenbruchs). Dahinter folgen Erkrankungen des Hüftgelenkes (zumeist Hüftimpingement) und seltener Sehnenentzündungen des Hüftbeugers (M. psoas und iliacus) und/oder des vorderen Schleimbeutels an der Hüftgelenkskapsel.

Häufig finden sich bei Sportlerinnen und Sportlern mit Leistenbeschwerden manualmedizinisch und osteopathisch auffällige Befunde der Kreuzdarmbein-Gelenkregion (ISG) und der unteren Lendenwirbelsäule. Hier lohnt es sich diagnostisch ein wenig weiter zu suchen und den Patienten ganzheitlich zu betrachten: Gebissfehlstellungen, Zahnerkrankungen, Blockierungen der Kopfgelenke, aber auch Darmerkrankungen (Beispiele: Laktoseintoleranz, glutensensitive Enteropathie), aber auch urologische (Beispiel: Prostatitis) und gynäkologische (Beispiel: Endometriose) Erkrankungen können sich über noch nicht vollständig verstandene Reflexbögen negativ auf die Muskulatur der Rumpf-, Becken-, Leistenregion auswirken und zu Beckenverwringungen und chronischen Sehnenentzündungen führen.

Letztere Unter-Diagnosen sind insgesamt eher selten sind und schulmedizinisch zudem schwierig exakt zu diagnostizieren (Applied Kiniesiology als diagnostische Alternative!).

Daher müssen zuerst die oben genannten vier Hauptgruppen analysiert werden.

Zumeist findet sich die Ursache von Leistenbeschwerden in diesen vier Regionen, welche anhand von klinischen Beispielen dargestellt werden:

 

Adduktorengetriggerte Leistenschmerzen:

Ein Jugendfussballer weisst durch jahrelanges Fussballtraining einen Beckenschiefstand auf. Die rechte Beckenschaufel (Schussbein) ist leicht nach vorne verdreht, die linke Beckenschaufel (Standbein) steht leicht aussenrotiert. Zudem liegt eine unterschiedliche Beinlänge vor. Da die Hüftbeugemuskulatur und die Oberschenkelmuskulatur durch ungenügendes Stretching verkürzt sind und die Bauchmuskulatur nicht genügend kräftig ist, kommt es zu einem leichten Hohlkreuz. Beim Schuss kann der junge Fussballer zudem sein Becken nicht ausreichend stabilisieren und verkippt seitlich, da seine Hüftmuskeln zu schwach trainiert sind und ein milder Plattfuss einen unsicheren Stand verursacht.

Diese Vorgänge führen zu einem unphysiologisch hohen Zug auf die am Schambeinast ansetzenden Adduktoren (M. pectineus, adductor longus). Es kommt zu einer schmerzhaften Sehnenentzündung (Enthesitis) und einer Knochenhautentzündung am Schambeinast.

Die Schmerzen werden mit der Zeit so gross, dass er mit Training und Spiel aussetzen muss.

 

Weiche Leiste:

Ein Handballspieler hat einen relativ weiten Leistenkanal beidseits. Er versucht unwillkürlich die Leistenregion durch eine vermehrte Anspannung der Bauchmuskulatur zu stabilisieren. Mit der Zeit entsteht durch die unphysiologische Mehranspannung der Bauchmuskulatur eine chronische Sehnenentzündung am oberen Schambeinast und der Symphyse, welche ihn zu einer Sportpause zwingt.

 

Hüftimpingement

Eine Eishockeytorfrau leidet unter Leistenschmerzen rechts, welche anfänglich als Stechen in der Hüfte nur bei der Butterfly Abwehrbewegung gegen den Puck aufgetreten sind, sich mit der Zeit aber auf die gesamte Leistenregion ausgeweitet haben, weil die hüftnahe Muskulatur vergeblich versucht, das Gelenk zu stabilisieren und zu entlasten und dabei selbst überlastet wird.

 

Psoasimpingement

Ein Büroangestellter und Freizeit Fussballer entwickelt Schmerzen in der vorderen Hüft- und Leistenregion links. Sein Hüftbeugemuskel (M. psoas) ist aufgrund der sitzenden Arbeitstätigkeit verkürzt. Wenn er beim Fussballspiel rechts schiesst, reibt die Psoassehne über den Schambeinastknochen links, entzündet und verdickt sich mit der Zeit.

In der Praxis finden sich häufig Mischformen, vor allem existieren nicht selten Mischformen aus adduktorengetriggerten Leistenmschmerzen und weichen Leisten.

 

Diagnostik

Eine exakte Anamnese macht den Anfang und ist für die exakte Diagnose immens wichtig. Sie können als Patient helfen, indem Sie versuchen möglichst genau zu beschreiben, wo es schmerzt, wann die Schmerzen auftreten und wie sich die Schmerzen äussern (Messerstich, ziehend, dumpf, brennend). Eine fundierte orthopädische und manualmediznische Untersuchung der Wirbelsäule, des Beckens, der Hüften und unteren Extremitäten erfasst etwaige Blockierungen, muskuläre Dysbalancen, Triggerpunkte, Fehlstellungen, Beinlängenunterschiede und Muskelverkürzungen. Eine Untersuchung des Leistenkanals ist zwingend durchzuführen, um einen Leistenbruch nicht zu übersehen.

An bildgebenden Verfahren kommen Ultraschall, Röntgen und MRT je nach klinischem Befund zur Anwendung. Bei Verdacht sind ergänzende zahnmedizinische, gastroenterologische, gynäkologische oder urologische Untersuchungen zu erwägen.

 

Therapie

Die Therapie ist initial stets konservativ. Eine Sportpause für mehrere Wochen ist zumeist erforderlich. Aus dem oben dargestellten ergibt sich, dass für eine erfolgreiche Behandlung zumeist mehrere Behandlungstechniken kombiniert eingesetzt werden müssen:

-    Physiotherapie zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur und Hüftabduktoren, im Verlauf auch der Hüftadduktoren

-    Manualtherapeutische und osteopathische Techniken zur Behandlung von ISG-,               Wirbelsäulendysfunktionen/Blockierungen, Kopfgelenksblockierungen und Kiefergelenksbeschwerden

-    Dry needling hypertoner Muskelgruppen der Leistenregion

-    Extrakorporale Stosswellentherapie

-    Eventuell Einlagen und Spiraldynamik

-    Infiltrationen an Wirbelsäule, ISG und an die schmerzhaften Sehnenansätze (Traumeel, ACP, selten Kortison)

-    In Einzelfällen: Zahnmedizinische Behandlungen, Aufbissschienen zur Nacht bei CMD (cranio-mandibulärer-Dysfunktion), Diätmassnahmen bei Nahrungsmittelintoleranzen, Antibiotikatherapie bei z.B. chronischer Prostatitis.

Sollte die zusätzlich bei einem Spezialisten veranlasste Untersuchung den Nachweis einer Leistenhernie oder einer weichen Leiste erbringen, ist bei der Gruppe der weichen Leiste eine Leistenstabilisierungsoperation zu empfehlen.

Bei Vorliegen eines echten Hüftimpingements ist eine Hüftarthroskopie indiziert.

Die im Anglo-amerikanischen Bereich durchgeführten Sehnenverlängerungsoperationen der Adduktoren bei adduktorengertiggerten Leistenschmerzen bzw. des M. psoas haben sich derzeit in der Schweiz und im europäischen Ausland nicht durchgesetzt, da diese Untergruppe zumeist mit einer von konsequenten konservativen Therapie geheilt werden kann.

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